Fliesen anderer Hersteller
Durch die rege Bautätigkeit in den Gründerjahren, Ende des 19. Jahrhunderts, stieg die Nachfrage nach Fliesen stark an. Nicht nur Böden wurden nun gefliest. Zunehmend wurden ganze Wände in Bädern, Fluren und Geschäften mit Fliesen gestaltet. Auch die Außenfassaden von Häusern wurden gefliest und Fliesen schmückten sogar einige Möbel. Durch die Entwicklung des Trockenpressverfahrens konnten sie inzwischen wesentlich kostengünstiger produziert werden. Es entstanden neue Betriebe. Hersteller von Steingutgeschirr oder Ofenkacheln stellten ihre Produktion auf Fliesen um: In Deutschland gab es vor dem ersten Weltkrieg ca. 30 Fliesenhersteller. Zehn dieser Hersteller sind mit eindrucksvollen Beispielen aus Ihrer frühindustriellen Produktion in dieser Etage unserer Ausstellung vertreten.
Mehr Erfahren
Folgenden Hersteller finden Sie in unserer Ausstellung: + Carl Teichert Meißen 1884, später Meißener Wandplattenwerke Saxonia + Rheinischen Wandplattenfabrik Bendorf, ca. 1904 - 1975 + Wandplattenfabrik Grohn, 1869/ Wandfliesen ab 1889 + Tonindustrie Offstein bei Worms, 1899 gegründet, Ende der 1920er Jahre eingestellt + Hartsteinzeugfabrik Oschatz, 1911 + Georg Bankel Wandplattenfabrik, Lauf an der Pegnitz 1889, heute Hersteller techn. Keramik Lauf + Utzschneider & Cie, Saargemünd, 1871, ab 1918 wieder Frankreich + Villeroy & Boch, Keramische Werke AG, Steingut und Mosaikfabrik Mettlach, 1852 gegründet als Mosaikhersteller, später Werke in Merzig, Dresden und Dänischburg bei Lübeck + Tonwerk Mühlacker, 1910, ab 1935 Steuler Industriewerke, heute Steuler Gruppe AG
Villeroy & Boch 1748 begann Francois Boch mit der Produktion von Keramikwaren. 1836 schlossen Jean-Francois Boch und Nicolas Villeroy ihre Werke zu einem Unternehmen „Villeroy & Boch“ zusammen. Aus dem verfahren der „Mettlacher Platte“ entwickelte sich das Trockenpressverfahren von Wandfliesen mittels hydraulischer Pressen. Somit war auch Villeroy und Boch Vorreiter für die Produktion von Wandfliesen in Deutschland ab 1869. 1879 besitzt Villeroy & Boch mit den Werken in Mettlach, Merzig und Dresden die größten Produktionsstätten für Wand- und Bodenfliesen weltweit. Ein berühmtes Beispiel aus dieser Zeit ist der „Dresdner Milchladen“. Nach 1945 wurde das Werk in Dresden enteignet. 1982 wurde das Unternehmen neu strukturiert. Die Produkte wurden in die Sparten Fliesen, Sanitär und Geschirr/Kristall unterteilt. Das Produktsortiment wird ständig erweitert. Wand- und Bodenfliesen wurden zusammen mit der Sanitärporzellanherstellung vermarktet. Die Fliesensparte wurde 2006 in eine eigenständige GmbH ausgegliedert. 2007 kaufte die türkische Industriegruppe Eczacibasi 51 Prozent der V&B Fliesen GmbH. 2011 besaßen sie schon 75%. Heute hält Villeroy & Boch nur noch 2,29% als Finanzinvestition. Villeroy & Boch stellt seine Fliesenproduktion in Deutschland ein. Das Werk in Merzig wird 2023 geschlossen. Auch das Werk in Frankreich ist geschlossen. Die Fliesen werden zukünftig nur in der Türkei gefertigt.
Meißen Carl Teichert war Töpfermeister und begann 1857 mit der Herstellung von Ofenkacheln. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Ernst den Betrieb. Daraus hervor gingen die Ernst Teichert GmbH 1889, 1891 die Meißener Ofen- und Porzellanfabrik vorm. Carl Teichert, die Sächsische Ofenfabrik (SOMAG) 1893 sowie die Meißener Wandplattenwerke Saxonia. Ab 1891 begann man mit der Produktion von Wandplatten. 1930 schlossen sich 3 Werke zu den Teichert-Werken zusammen. Die SOMAG blieb selbstständig. Die Porzellanherstellung wurde eingestellt und die Produktion von Fliesen und Baukeramik forciert. Nach dem 2.Weltkrieg wurden die Teichert-Werke verstaatlicht und begannen unter der neuen Firmierung VEB Plattenwerk „Max Dietel“ 1949 wieder mit der Wandplattenproduktion. Es war der wichtigste Fliesenhersteller der DDR. 1992 wurde das Werk privatisiert und zur Meissen Keramik GmbH umfirmiert. (Besitzer war die ital. Firma Valverde) 1999 übernahm die Deutsche Steinzeug Cremer&Breuer AG das Werk. Seit 2010 gehört die Meissen Keramik GmbH zum polnischen Konzern Cesanit S.A.
Grohn 1869 wurde die Aktiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik gegründet. In der Norddeutschen Steinzeugfabrik Grohn wurde neben Haushaltsgeschirr ab 1889 auch Wandfliesen, zunächst im Nasspressverfahren hergestellt. Nach dem Wiederaufbau des abgebrannten Werkes führte man das Trockenpressverfahren ein. Ab 1891 wurden nur noch Fliesen produziert. Die Stärke der Fliesen wurde von 10 auf 6 mm reduziert, was auf den Export der Waren einen positiven Einfluss hatte, da der Zoll für mehr Fliesen gleichblieb. 1904 bei der Weltausstellung in St. Louis (USA) bekam „Grohn“ eine Silbermedaille und machte den Namen zu einem Qualitätsbegriff. 1906 wurde die Grohner Wandplattenfabrik gegründet. Sie ging 1920 in den Besitz der Aktiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik über. 1920 Übernahme der Steingutfabrik Witteburg (Prod. Bis 1958) 1995 gründeten sie zusammen mit Steuler Fliesen die Firma Kerateam in Leisnig/Sachsen. 2001 gehörte die Aktiengesellschaft durch die Übernahme der Steuler Industriewerke, der Steuler Fliesengruppe an. 2002 wurde die Firma NordCeram als 100%ige Tochterfirma der Norddeutschen Steingut in Bremerhaven gegründet. 2014 stellte die Firma die Produktion von Fliesen in Grohn ein. 2021 wurde die Namensänderung in Steuler Fliesengruppe AG beschlossen. Dies führte zum Verschwinden des Bremer Traditionsunternehmen. Von der Norddeutschen Steingutfabrik in Grohn kam der Begründer der Boizenburger Wandplattenfabrik Hans Dünsing.
Tiles from other manufacturers
The demand for tiles increased sharply due to the construction boom in the Wilhelminian period at the end of the 19th century. Not only floors were now being tiled. Entire walls in bathrooms, corridors and shops were increasingly designed with tiles. The exterior façades of houses were tiled as well, and tiles were even used to decorate pieces of furniture. Meanwhile they could be produced at a much lower cost thanks to the development of the dry pressing process. New businesses emerged. Manufacturers of stoneware or stove tiles switched to tile production: There were around 30 tile producers in Germany before World War I. Ten of these manufacturers are represented in our exhibition on this floor with impressive examples of their early industrial production.
Learn more
No further information at the moment